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1. Bd. 4 - S. 29

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 5. Der griechische Aufstand. 29 § 5. Der griechische Aufstand. Anderer Art, als die Militäraufstände und Konstitu-tionswirren der romanischen Länder, war die Erhebung Griechenlands gegen das türkische Joch. Ein rohes Soldatenvolk hatte Jahrhunderte lang die schönsten Länder von drei Welttheilen, die Wiege europäischer Kultur und Religion, niedergetreten, ohne daß Eroberer und Besiegte zu einem eigentlichen Staat verschmolzen: sie blieben getrennt durch Religion, Sprache und Sitte. Da waren die rumänischen Walachen, Südslaven und slavisirte Tataren (Bulgaren), mit Slavenblut vermischte Griechen, und die uugebändigten, zersplitterten Stämme der Ar-nauten oder Schlipetaren, alle auseinandergezerrt und weder mit einander, noch mit dem herrschenden Volke durch einen Kitt verbunden. Am schwersten empfand man die Blutsteuer, durch welche s. 1650 jedes fünfte Kind dem Sultan zum Janitscharendienst verfallen war. Wohl hatte der Druck, der auf der christlichen Herde (Raja) lastete. Viele, wie den bosnischen Adel zum Islam bekehrt; doch bei den Meisten hat die zäh festgehaltene Religion die Hoffnung wach erhalten und wiederholt zu Be-freiungsversnchen angespornt, namentlich seit dem Aufsteigen der glaubensverwandten russischen Großmacht. Schou Orlosf hatte 1770 (Iii, 443) alle Griechen zur Freiheit und Religionsvertheidigung aufgerufen; seit dem Frieden von 1774 hatte sodann der russische Handel, durch Griechen vermittelt, einen gewaltigen Aufschwung gewonnen und Odessa fast zu einer griechischen Kolonie erhoben. Besonders waren es drei Eilande Adra, Spetzä und Psara, welche Schifffahrtsvereine bildeten, und Hunderte von Kauffahrern ausrüsteten, deren Mannschaften ohne Karten oder Kompaß die Meere durchflogen und große Reichthümer anhäuften. Die Wohlhabenden aber stifteten Schulen und verbreiteten Bücher, und ihre Söhne mußten in Paris, Wien, Livorno rc. sich europäische Kenntnisse erwerben. Dann hatte Napoleon 1797 dem

2. Bd. 4 - S. 98

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
98 I. Die Zeit der Konstitutionen. bis zum 20jährigen Jüngling herab, die Lust und Kunst des Regierens allgemeiner verbreitet. Luzern (Jan.31), Freiburg (Febr.), Thurgau und Zürich (März), Aargau, St. Gallen, Waadt (Mai) rc. giengen voran; Bern folgte im Okt. Basel unterdrückte znerst die Bewegung in der Landschaft, indem es Liestal mit Trnppen besetzte, und glaubte dann (Febr.) mit einer mäßigen Reform durchzukommen; allein nach blutigen Zusammenstößen zog es der Einwilligung in die Landschaftsforderungen die Trennung in zwei Halbkantone vor 1832. In Neuenburg, das ungeschickt genug Fürstenthnm und Kanton zugleich war, schlug der preußische General Pfnel 1831 die Bewegung mit den Waffen nieder. Im Ganzen war eine größere Gleichartigkeit des Ver-faffnngslebens im aufgeklärteren Theil der Schweiz erreicht; 7 demokratische Kantone, darunter die Vororte Bern, Zürich, Luzern schloßen schon das Siebener Concordat Juli 1832, das auf eine Umänderung der Bundesakte hinarbeitete. Dagegen vereinten sich nun aber (Nov.) 4 katholische Kantone mit Basel und Neuenburg zu Sarnen, um weitere Neuerungen abzuwehren. Heftige Debatten folgten. Eidgenössische Truppen schritten gegen Basel und Schwyz ein, und die Tagsatzung löste den Sarner Bund auf. Eine Umgestaltung der Bnndes-aste kam noch nicht zu Stande; man begnügte sich, das Heer- und Zollwesen einheitlicher zu ordnen. Indessen war nun die Schweiz der Tummelplatz aller radikalen Geister geworden, die von hier aus Italien, Deutschland, Frankreich zu republikauisiren gedachten. So stiftete der Genuese Mazzini das „junge Italien" und vermochte es (Febr. 34) zu einem tollen Einfall in Savoyen, der aber an der Theilnahmlofigkeit der Bauern scheiterte. Darüber beschwerten sich und drohten ernstlich die Nachbarmächte, am bittersten Louis Philipps 1838, wegen Louis Napoleon (S. 92); doch gab die Tagsatznng, auf Englands starke Fürsprache bauend, diesen Einmischungen des Auslands nur halbes Gehör.

3. Bd. 4 - S. 166

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
166 Ii- Die Zeit neuer Staatenbildungen. formen und die Herrschaft des Kastenbanns unter den 200 Mill. Hinbn's, welche den Briten zur Erziehung anvertraut finb. Die Verhältnisse der 154 Vasallenstaaten (mit 55 Mill. E.) finb so georbnet, daß biefe Dynastien auch durch Ab option ihren Fortbestanb sichern können. Nachbem der Prinz von Wales das große Reich burchreist hatte, würde am Neujahr 1877 Viktoria allerwärt s als Kaiserin von Hinb ausgerufen. §11. Ostasien geöffnet. Die Nenzeit hat es auf sich, ein innigeres Banb um alle ©lieber der großen Menschenfamilie zu schlingen; auch Ostasien, von 2/s unseres Geschlechts bewohnt, konnte sich auf die Länge dem Verkehr mit der christlichen Welt nicht verschließen. Das wirkte der englische Handel. Das gewaltige Tsin (Tschina) ist eine Welt für sich, in welcher lange die Morallehre des Kongs utfe (f 479 v. Chr.) neben dem mystischen Monotheismus seines Zeitgenossen Laotse die Geister beschäftigte, bis auch die Bnbbhalehre (s. 65 n. Chr.) bebeutenben Anhang gewann. Es fehlte von Alters her nicht am Einwaubern frember Volks- und Religionsgenossen; Juben, Nestoria-uer, Muhammebaner, s. 1560 Portugiesen setzten sich ba und bort fest. Erst die Manbfchu Dynastie, welche 1644 das Land eroberte und durch tartarische Garnisonen im Zaume hielt, auch das Unterwürfigkeitszeichen des Zopfes einführte, versuchte es gegen die Außenwelt abzuschließen, und verfolgte s. 1723 das mächtig eingebrungene Christenthum der Jesuiten. Blos in einem Hafen, Kanton, bürste unter allen erfinnlichen Beschränkungen auswärtiger ©eehaubel getrieben werben. Dieser beschäftigte sich be^ fonbers mit der Ausfuhr von Thee, Seibe :c. und bereicherte China, das sonst in allen Stücken sich selbst genügte, mit eblen Metallen; nur eine Einfuhr von frember Waare nahm allmählich bebeufliche Dimensionen an, der Opium hanbel. Diesen Mohnsaft zu rauchen, war leiber einer Masse von Chinesen ein Lebensbebürsniß geworben;

4. Bd. 4 - S. 280

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
280 H. Die Zeit neuer Staatenbildungen. im Sept. die letzten deutschen Truppen das Land verließen, war er entbehrlich geworden. Schon lange muthete man ihm zu, eine Monarchie zu gründen, etwa eine orleanische; denn auch diese Familie hatte aus dem Exil zurückkehren dürfen, hatte auch ihre Güter wieder gewonnen. Ebenso machten die Bonapartisten neue Anstrengungen für ihren kaiserlichen Prinzen, seit Napoleon Iii. 9. Jan. 73 in Chiselhurst verschieden war. Den Klerikalen, so höflich er sie behandelte, war Thiers schon darum verhaßt, weil er nie eine Kirche besuchte. Wie er aber die conservative Republik für die einzig mögliche Regierung erklärte, ertheilte ihm die ultramontane Mehrheit ein Mißtrauensvotum 24. Mai 73, das er sogleich mit seiner Abdankung beantwortete. Der „ruhmvolle Besiegte" Mac mäh on mußte ihn ersetzen; er sollte auch gleich der Königsmacher werden. Denn nachdem der östreichische Hos einer Verschmelzung der beiden königlichen Linien vorgearbeitet hatte, erschien 5. Aug. der Graf vou Paris in Frohsdorf, um sich seinem Vetter, Heinrich V., als dem nächsten Erben der Monarchie zu unterwerfen. Der Papst jubelte, Paris rüstete schon für den prächtigen Einzug des „Roy," als derselbe für gut fand, gegen die Beibehaltung der dreifarbigen Fahne, die er erst zugestanden hatte, sich doch noch zu erklären. Nachdem die „Fusion" daran gescheitert war, wurde Marschall Macmahon 20 Nov. mit dem S e fite nnat (siebenjähriger Oberherrschaft) betraut. Man mußte sich nothgedrungen mit der Republik begnügen, wenn auch ihre Verwaltung ihren Gegnern anvertrant blieb. Die Versammlung beschloß im Jan. 75 endgültig, daß Frankreich eine Republik bleiben solle; zu ihrer Zähmung sollte aber ein Senat dienen, bestehend aus 300 verdienten Männern, und die höhere Bildung wurde von der Kirche erwartet, welche fortan freie Universitäten sollte gründen dürfen. Im Februar 76 gab ein Plebiscit dem Volke Gelegenheit, wieder einmal seine Wünsche zu äußern. Gegen fünfthalb Mill. stimmten jetzt für die Republik (nur */, Mill.

5. Bd. 4 - S. 37

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 5. Der griechische Aufstand. 37 Kirchgang und wurden dafür, der eine sogleich gelobtet, der aubere nachher erschossen. Auch der Bruder des Ermordeten, Augustin Kapodistrias, vermochte die Herzen nicht zu gemimten; er dankte ab April 32, und nun wurde, da der Prinz von Coburg, der Oheim der englischen Thronerbin, die Dornenkrone abgelehnt hatte, der bairische Prinz Otto zum König von Griechenlanb bestimmt. Er war der Sohn jenes Dichters und Knnstfrennbs, der bald für das alte, balb für das neue Rom schwärmte, gerade damals aber für Hellas die feurigste Liebe an den Tag legte. Der 18jährige Otto landete 30. Jan. 33 in Nanplia, begleitet von bairischen Truppen iittb einer Regentschaft, welche sich bemühte, in dem furchtbar verarmten Lande gesetzliche Zustände zu schaffen. Zur Hauptstadt wurde statt des geschickt gelegenen Nauplia das vielbesungene Athen erlesen, damals ein blutgetränkter Schutthaufen; bald war es leidlich ausgebaut und würde durch Grünbnng einer Universität der Mittelpunkt eines neuen Geisteslebens im Osten. Es geschah Großes für beu höheren Unterricht, für bett Aufschwung der Schreib- und Redekunst und die Ausbildung der griechischen Sprache. Der König liebte seine Hellenen und that viel für ihre Hebung, wettn er auch weder geisteskräftig die Bösen zu schrecken noch, da er Katholik und kinderlos blieb, durch Gründung einer wirklichen orthodox-griechischen Dynastie die Volksgunst zu fesseln vermochte. Ein Militäranfstand drang ihm Sept. 1843 eine Konstitution auf, welche für das Volk zum Fluch ward, indem sie die Parteikämpfe nur heftiger machte. Otto hatte wenig Hilfe von den Gebildeten; statt die Hilfsquellen des Landes zu erschließen, rissen sie sich immer nur um Ministerstellen oder strebten sie nach Eroberungen in Thessalien uttd Kreta, duldeten aber ein unsinniges Steuersystem, welches das Land arm und die Staatskasse nicht reich machte. An der großen Staatsschuld war nichts heimgezahlt. Der lebenweckende Priester Kairi starb 1853 als Ketzer im Gefängniß. Als nun Italien frei uttd einig wurde, waren

6. Bd. 4 - S. 159

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 9. Alexander Ii. 159 ihre Kinder das Erbrecht. Priestersöhne sind s. 1869 nicht mehr genöthigt Priester zu werden; und so bahnt sich auf mehreren Punkten eine europäischere Behandlung der kirchliche» Frage an. Lange hütete sich der Zar vor allen kriegerischen Verwicklungen in Europa, ohne aber darum die Erweiterung seines riesigen Reichs zu vernachlässigen. Einerseits freilich zog er sich vom dritten Welttheil zurück, indem er das arme Aljaska im nordwestlichen Amerika 1867 um 77s Mill. Dollars an die nordamerikanische Union ver-kaufte. Ju Asien aber hat Rußland, wie Nikolaus sagte, keine Grenze, d. H. dieselbe ist noch immer im Flnß. Wie es den Kaukasus 1859 eroberte und befriedete, ist schon S. 71 erzählt. Auch gegen China hin begann es schon vor dem Krimkrieg saust zu drängen, indem am Unterlauf des Amur Nikolajewsk und andere Stationen angelegt wurden; dann benützte es den Zwist, in welchen das himmlische Reich mit den Westmächten gerieth, um sich 1858 das dünn bevölkerte Amurgebiet abtreten zu lassen, womit es sich einen offenen Eingang in wärmere Meere sicherte. Zum Dank für die Vermittlung des Friedens mit den Seemächten erhielt sein Gesandter Jgnatiesf 1860 noch einen weiteren Landzuwachs bis au die Grenze Koreas. Die öden Kurileu-Juselu trat Alexander 1875 an Japan ab und tauschte dagegen deu kohlenreichen Rest der Insel Sachalin ein. — Seit 1775 hatte der chinesische Kaiser sich die Dsungarei unterworfen; bis 1863 standen chinesische Besatzungen in den bedeutenderen Städten. Da begannen die unterdrückten Muhammedaner den heiligen Krieg in Schansi, welcher bald das ganze Jnnerasien aufregte. Dieseu Rebellen nahmen die Russen 1871 die Hauptstadt Kuldscha weg, ohue erst in Peking anzufragen, wandelten dann das Chanat Dsuugarien ins Prilensker Generalgouvernement um und vereinigten dies auf ewige Zeiten mit dem Mutterlande. In jenen innern Kriegen hat ein Glückssoldat, der kräftige Usbege Jaknb Beg (f 1877) Kaschgar er-

7. Bd. 4 - S. 237

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 22. Das vatikanische Concil. 237 bella verjagt, Oestreich gelähmt, Napoleon zu Zugeständnissen an die Liberalen genöthigt war, konnte man in der Jesuitenzeitung Febr. 69 lesen, was dieses Concil auszurichten bestimmt war: die Unfehlbarkeit des Papsts, die leibliche Himmelfahrt der Maria, und die Lehren des Syllabus sollten als Glaubenssätze verkündigt werden. Die Spitze dieser Neuerungen war so deutlich gegen Deutschland gerichtet, daß der bairische Minister Fürst Hohenlohe Apr. 69 sich bewogen fand, die Mächte vor den Übeln Folgen eines solchen Concils zu warnen; doch sagten die Minister, Beust voran, sie köunen's abwarten. Die Griechen und die Protestanten wurden im Voraus vom Papst eingeladen sich zu unterwerfen, was sie in verschiedener Weise ablehnten. Die deutschen Bischöfe bemühten sich noch in einem Hirtenbrief von Fulda ans 1. Sept. 69 ihre Herden zu versichern, daß gewiß keine neuen Glaubenslehren eingeführt werden, wogegen das Organ des Papstes auf die Döllingersche Schule in München als den Sitz der deutscheu Rebellion gegen das Papstthum hinwies. Uebrigeus kamen auch aus Frankreich warnende Stimmen; der edle Montalembert sagte sterbend: Ihr errichtet ein Idol im Vatikan; und Gratry wagte auszusprechen: Gott bedarf eurer Lügeu nicht. Am 8. Dez. 69 wurde das Concil durch eine grandiose Procession eröffnet, in strömendem Regen. Es war zahlreicher besucht als irgeub eines der frühereu, 779 Kirchenfürsten waren zusammengekommen. Da erschienen die bärtigen majestätisch ruhigen Bischöfe des Morgen-landes neben den feinen Gesichtern gebildeter Engländer, Franzosen, Deutschen und Nordamerikaner, und gar vielen benffauten Romanen; apostolische Vikare (b. h. Bischöfe in spe) fanben sich in übergroßer Menge ein, 300 arme Bischöfe waren ganz auf des Papstes Bewir-thung angewiesen. Es freute Pio thuen allen an diesem Tage sagen zu können, „wie nichts stärker sei als die Kirche." Und wenn die Kirche der Papst ist, so erwies sie sich dießmal allerdings stark im Knebeln und Bändigen

8. Bd. 4 - S. 294

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
294 Ii Die Zeit neuer Staatcnbildungen. ihnen eingekeilten und doch, wenn angegriffen, immer minderzähligen Russen. Diese suchten nun nicht blos Verstärkungen nachzuziehen, sondern bewogen auch das rumänische Heer zum Donauübergang, während die freundlichst gelockten Regierungen Serbiens und Griechenlands zwar eilig rüsteten, aber sich doch besannen, ob mit Losschlagen oder Zuwarten mehr zu gewinnen sei. In niörderischen Schlachten vor Plewna zeigte sich die neue rumänische Armee als zutraueuswerther denn die russische Führung; im Okt. noch erwiesen sich die Türken allwärts als unangreifbar in den von ihnen gewählten Stellungen. Die erste Schlacht, welche die Russen gewannen, war die von Aladscha Dagh ander asiatischen Grenze (15. Okt.): ihrer 70,000 drängten da 30,000 Türken nach Kars zurück. Bereits ist so viel klar geworden, daß die Christen auf der Balkauhalbinsel eine Verbesserung ihrer Lage von der alleinigen Thätigkeit Rußlands nicht erwarten dürfen, sondern einerseits alle ihre Kräfte dran zu strecken haben (wie die Czernagorzen thun, welche die Feste Niksitsch bezwangen), anderseits durch kluges Vorgehen die Mitwirkung anderer Mächte gewinnen oder durch ihr vereintes Schreien das Eingreifen Gottes herbeiziehen müssen. Während der Papst sich über alle von den Russen erlittenen Schläge höchlich freut, lernt der feriierstehende wenigstens das, daß beide Islam und Papstthum noch eigenartige Kräfte und deren mehr besitzen, als die vertrauensselige Aufklärung ihnen beimißt. § 29. Kunst und Wissenschaft im 19. Jahrhundert. In der Poesie begegnen wir zunächst einer eigenen Klasse von Dichtern, welche sich Romantiker hießen. Das Romantische ist nach Jean Paul „das Schöne ohne Begrenzung;" gewöhnlich erklärt man es „das Wildschöne." Und allerdings brachten diese Dichter anfangs neben Schönem auch viel Wildes zu Tag. Ihr Hauptstreben war, der flachen Aufklärung mit der Macht tiefer, ja auch christgläubiger Poesie entgegenzuarbeiten. Zu dem

9. Bd. 4 - S. 330

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
330 Ii. Die Zeit neuer Staatenbildungen. tereffe für religiöse Fragen, nirgends eine großartigere Liebesthätigkeit. Will auch nicht alles deutschem Geschmack entsprechen, weder die strenge Sonntagsheiligung, noch die landläufige Sprache Canaans, noch der Werth der oft auf winzige Unterschiede in Lehre oder Bräuchen gelegt wird, noch die Verkümmerung theologischer Wissenschaft, — gearbeitet^ und gestritten wird dort für den Herrn Jesum und sein Reich mit anerkennenswertem Eifer und Opfermuth. Der Einzelne schließt sich an Gleichgesinnte an und spürt, daß, wenn er thut was er kann, auch die Gesammtheit wächst und gedeibt: er fühlt ihre Erfolge als seine eigenen, ihre Prüfungen und Mängel als persönliche Leiden. Es ist die Macht der Freiwilligkeit, die jedem seine Kirche, seinen Verein so theuer macht. Und hier muß nun auch von Schottland etwas erzählt werden, was für die ganze Kirche lehrreich ist. Das englische Parlament hatte, der schottischen presbyteriani-schen Kirchenverfassung zuwider, 1712 beschlossen, die Grundbesitzer und Patrone der Kirche haben das ausschließliche Recht, Pfarreien mit den ihnen beliebigen Geistlichen zu besetzen. Dagegen erhoben sich etliche Prediger, behaupteten, der Gemeinde bürfe ihr Pastor nicht aufgedrängt werden, und traten im Verlauf aus der verweltlichten Kirche aus. Nachdem aber in dieser Staatskirche lange der eiskalte „Moderatismus" geherrscht hatte, gewann 1834 die evangelische Partei unter Führung eines Thomson, Chalmers rc. die Majorität und bestimmte, eine Gemeinde dürfe gegen einen ihr gesetzten Pfarrer ein Veto einlegen. Die Regierung und das Parlament wollte solchen Beschluß der assembly (d. H. der jährlichen Presbytersynode) so wenig anerkennen, als diese das Recht des Staats, ihr in geistlichen Dingen Gesetze vorzuschreiben. So kam es am 18. Mai 1843 zum Bruch (disruption). Die Assembly proteftirte gegen den Eingriff des Staats, und um „die Oberhauptschaft Christi" nicht zu verleugnen, zogen die in ihr versammelten 125 Geistlichen und 77 Geltesten der evangelischen Partei aus dem Saal in ein

10. Bd. 4 - S. 346

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
346 Ii- Die Zeit neuer Staatenbildungen. Hawaii, sich Kanaka-Prebiger von dort zu holen. Und Mikronesien, wie man die winzigen Inseln im Westen nennt, mit vielen nichtpolynesischen Dialekten, ist gleichfalls 1852 ein Arbeitsfeld für Hawaiische Missionare geworden, das jetzt in schönster Blüthe steht. Das Jubiläum, welches die Hawaii Kirche 1870 feierte, war ein fröhliches Fest, nur getrübt durch die sichere Thatsache, daß die Bevölkerung von 120,000 Seelen in 50 Jahren auf die Hälfte geschmolzen war. Mau sucht jetzt die Arbeitskräfte durch eiugewauderte Chinesen zu ersetzen, unter welchen auch fleißig missiouirt wird. Der Staat ist von den christlichen Mächten anerkannt und wird nach einer Verfassung (1840) regiert. — Ein ähnliches Reich am andern Ende Polynesiens hätte Neuseeland werden können; leider aber stach das schöne Land der menschenfressenden Maoris seinen Antipoden, den Briten, zu lockeud in die Augen. Nachdem nämlich Marsdeu 1814 den Maoris das Evangelium gebracht und dieses sich reißend schnell verbreitet hatte, drängten sich viele Matrosen und Ansiedler auf die einst so gefürchteten Küsten; auch ein französischer Bischof erschien 1837 und suchte für Frankreich und Rom zu werben. Das zu verhüten, bewogen die englischen Missionare 512 Häuptlinge, trotz alles Einredens der Franzosen, die Oberhoheit Englands anzuerkennen 1840, damit zwischen Maori und Pakeha Recht und Gesetz eingeführt werde. Aber wie nun die Schaaren der Pakeha (Einwanderer) nachrückten und immer mehr Land ankauften, fürchteten sich die an Zahl jährlich abnehmenden Maoris, endlich gar vom geliebten Boden verdrängt zu werden, und weigerten sich weiteren Landverkaufs, wählten auch selbst einen König, um unter dessen Herrschaft als Nation aufzublühen. Obwohl nun die Kolonisten die große, früher wenig bewohnte Südinsel mit ihren Goldfeldern völlig besaßen, und schon zwei Drittel der Nordinsel inne hatten, genügte ihnen das doch nicht: sie eigneten sich noch weiteres Land mit Unrecht an; und als die Maoris sich erlaubten, die eingesteckten Grenzpfähle auszureißen, ent«
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